Steuermannslehrgang der RGT

Trier, 19.01.19. Wenn an einem sonnigen Samstagmorgen um 10:00 Uhr das Clubhaus mehr als gut gefüllt ist, muss wohl etwas Besonderes bevorstehen. Der Einladung zum Steuermannslehrgang waren 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie ein Hund (Schnauzer Henry) gefolgt. Die Initiative von Heiner, Abteilungsleiter Rudern, eine gestaffelte Ausbildung anzubieten, die final zum selbstständigen Einer-Rudern befähigt, hatte großen Anklang gefunden. Das grundlegende Modul, der Steuermannslehrgang, war inhaltlich auch für die Freunde der Drachenbootabteilung in weiten Teilen äußerst interessant. Das Referententeam mit Tobias, Rolf Z., Matthias, Georg und Heiner fand also ein aus beiden Abteilungen gemischtes Publikum vor. Als Gast-Referent konnte der Wasserschutzpolizist Herr F.von der Wasserschutzpolizei gewonnen werden. 

Viele Breitensportler der RGT verfügen nicht über die Erfahrung wie sie z.B. langjährige Mitglieder wie Klaus oder Eva in Jahrzehnten und Jahren auf dem Fluss gesammelt haben. 

Wenn so erfahrene Mitglieder und die Freunde von der Drachenbootabteilung an diesem Kurs teilnehmen und auch die Wasserschutzpolizei vorbeischaut, darf man annehmen, dass die Thematik nicht nur interessant sondern für unseren Sport geradezu grundlegend ist!

Nach der Begrüßung erläuterte Heiner kurz die Aufgaben des Steuermanns/Obmannes und gab dann an Tobias und Rolf Z. ab, die unser Revier, die Mosel, vorstellten. Auch EFA- das elektronische Fahrtenbuch wurde erläutert. Viele Neu- und nicht mehr ganz so neue Mitglieder hörten zum ersten Mal im Detail, was es alles an Vorbereitungen und Kenntnissen braucht, um ein Boot sicher auf dem Fluss zu steuern. Sollte Rudersport etwa nicht die pure Idylle, eine Art sportlicher Meditation auf dem Fluss sein?
  Heinerfoto_pk.jpg

Der Sommer 2018 hatte der RGT eine außergewöhnlich lange Saison mit vielen neuen Mitgliedern – insbesondere beim Breitensport – beschert. Die langen, lauen Sommerabende beim Sundowner auf der Clubhausterrasse, haben vielleicht tatsächlich bei manchen ein zu idyllisches Bild der Mosel entstehen lassen. 

Mit der Idylle wurde aber schnell aufgeräumt. Die Mosel ist „eine Wasserstraße und zwar eine der deutschen Hauptwasserstraßen, vergleichbar mit einer Bundesautobahn“, führte Herr F. von der Wasserschutzpolizei aus. Die Tatsachen, dass Binnenschiffe ein Ruderboot oft gar nicht sehen können, der Bremsweg eines Schubverbandes bei gut 3 Kilometern liegt oder auch der zarte Hinweis darauf, dass die Großschifffahrt (also Wasserfahrzeuge über 20 Meter Länge) immer Vorfahrt haben, machten deutlich, wie fragil unsere Boote auf dem Gewässer unterwegs sind und wie sinnvoll eine gute Vorbereitung (vor allem in ungesteuerten Booten) auf die Wassertrainingseinheit ist. Mit viel Engagement und auch Humor konnte uns der Referent von der Wasserschutzpolizei die unterschiedlichen Interessen der Verkehrsteilnehmer auf dem Fluss vermitteln. Auf der Mosel sind nicht nur wir Ruderer und Drachenbootler unterwegs sondern auch die Berufsschifffahrt, Segler, Stand-up-Paddler, die Treviris und die ungeliebten Sportmotorbootfahrer und Jet-Ski-Fans. Es entwickelte sich eine unterhaltsame Diskussion zu Themen wie Motorboot-Rowdies oder Alkohol am Steuer und Skull. 

Dann war es aber auch schon Zeit für die verdiente Mittagspause. Familie K. hatte Linsensuppe und Würstchen vorbereitet, die Sascha höchstpersönlich verteilte – nebenbei gab es natürlich noch Kaffee, alkoholfreie Getränke und Wasser für Hund Henry.

Nach der Pause eröffnete Matthias den zweiten Teil der Veranstaltung mit Erläuterungen zur Bootstechnik. Dann stellte Georg den optimalen Ablauf einer Trainingseinheit vor. Der Block Steuerbefehle sollte eigentlich nur kurz gestreift werden – als die immer wieder diskutierte und fast schon philosophische Frage nach dem Unterschied zwischen Back- und Steuerbord aufkam. Wann und wo Back- bzw. Steuerbord ist, hängt ja möglicherweise auch von der aktuellen Position im Boot, am Skull, am Steuer, auf dem Fluss und vielleicht sogar im Leben ab ... 

Es gab also genügend Gesprächsbedarf. Soviel Gespräch, dass Heiner mit seinen letzten Punkten ganz schön Gas geben musste. Dabei wurde ganz unerwartet deutlich, wie unterschiedlich Ruderer und Drachenbootler die Welt sehen bzw. Probleme lösen. So kann es z.B. bei Wanderfahrten vorkommen, dass die Ruderboote über eine sogenannte Wasserrutsche eine Staustufe passieren müssen. Eine nicht ganz ungefährliche Aktion vor deren Gefahren Heiner warnte. Für die Freunde der Drachenbootabteilung ist solche Vorsicht unverständlich. Sascha führte aus, dass Drachenbootler so eine Rutsche eben einfach hochpaddeln statt runter zu fahren. Alle sind schon jetzt auf das Ergebnis gespannt und suchen nach einer Wasserrutsche in der Nähe!

Ein positives Fazit zog dann auch Heiner: „ich freue mich natürlich sehr über den großen Zuspruch und das Interesse an dem Lehrgang. Möglicherweise bieten wir auch einen weiteren Termin an. Es gibt auch Überlegungen, die Wanderfahrt auf der Weser mit einer Veranstaltung zu Strömungen auf einem frei fließenden Fluss vorzubereiten“.

(*bei Redaktionsschluss war übrigens noch nicht bekannt, ob Hund Henry künftig rudern oder im Drachenboot paddeln möchte).

Hinweis vom Vorstand:

Der Steuermannslehrgang ist die Voraussetzung für eine spätere Einer-Prüfung, die Ruderer dann berechtigt auch ausserhalb der Trainingszeiten auf das Wasser zu gehen. Ruderer, die in der Vergangenheit diese Berechtigung schon hatten, werden diese auch weiterhin haben. 

Foto: Heiner
Text: Uwe